Von NOE 1 Redaktion - Eveline Teilen Teilen Simone Back begleitet Menschen seit vielen Jahren an der Schnittstelle von Bewegung, Körperwahrnehmung und psychosozialer Beratung. Was als individuelle Arbeit im Bewegungsbereich begann, entwickelte sich zu einem tiefgreifenden Verständnis für persönliche Prozesse, innere Muster und das Zusammenspiel von Körper und Emotionen. Contents hide 1 Interview mit Simone Back 1.1 Was hat Sie dazu bewogen, sich selbstständig zu machen – und wie kam es später dazu, Ihre Arbeit durch die Qualifikation in psychosozialer Beratung zu erweitern? 1.2 Was verstehen Sie unter traumasensiblem Coaching – und warum ist dieser Ansatz heute so wichtig? 1.3 Für welche Menschen oder Lebenssituationen kann ein traumasensibles, somatisch orientiertes Arbeiten besonders hilfreich sein? 2 Simone Back: Wege zu mehr Selbstregulation und innerer Ruhe 2.1 Wie entsteht Selbstregulation im Körper – und welche Rolle spielen Atem, Wahrnehmung und sanfte Bewegung dabei? 2.2 Was zeichnet FAMO® als faszienfokussierte Bewegungspraxis aus – und wie unterscheidet es sich von klassischen Trainings- oder Yogaformen? Heute verbindet sie traumasensibles Coaching nach Verena König mit somatischer Arbeit und FAMO®, um Menschen auf achtsame Weise zu mehr Klarheit, Selbstregulation und innerer Balance zu führen. Ein Zugang, der Körper, Geist und Herz gleichermaßen anspricht. Interview mit Simone Back Was hat Sie dazu bewogen, sich selbstständig zu machen – und wie kam es später dazu, Ihre Arbeit durch die Qualifikation in psychosozialer Beratung zu erweitern? Ich habe mich vor über zwanzig Jahren im Bewegungsbereich selbstständig gemacht, weil meine persönliche Arbeitsweise im angestellten Rahmen kaum Platz hatte. Mir war es immer wichtig, Menschen individuell zu begleiten – mit Zeit, Achtsamkeit und einem offenen Blick für das, was sie gerade brauchen. Die Selbstständigkeit war für mich der einzige Weg, diese Qualität und Tiefe zu leben. Im individuellen Training kam ich immer wieder an Themen, die über reine Bewegung hinausgingen. Viele Menschen brachten Fragen mit, die persönliche Prozesse, Wandel oder Herausforderungen betrafen. Aus diesem Interesse heraus habe ich eine Ausbildung in psychosozialer Beratung begonnen – ursprünglich, um meine Arbeit zu vertiefen, sicherer zu gestalten und mich auch persönlich weiterzuentwickeln. Die Kombination aus fachlicher Erweiterung und innerem Wachstum hat meinen Zugang zu Menschen noch klarer und fundierter gemacht. Was verstehen Sie unter traumasensiblem Coaching – und warum ist dieser Ansatz heute so wichtig? Traumasensibles Coaching bedeutet für mich zunächst, Menschen in ihrer Verletzlichkeit und Stärke zu begegnen und ihr Verhalten sowie ihre Muster mit einem mitfühlendem Blick zu betrachten. Gleichzeitig habe ich ein fundiertes Verständnis darüber, wie Trauma wirkt – und wie sich seine Folgen oft unsichtbar im Alltag zeigen. Dieser Ansatz schafft einen sicheren Rahmen, in dem Überforderung vermieden wird und keine erneuten Verletzungen (Retraumatisierungen) entstehen. Da viele Menschen von traumatischen Erfahrungen betroffen sind – häufig ohne es zu wissen – ist ein achtsamer, gut informierter Umgang heute von großer Bedeutung. Traumasensibles Coaching ermöglicht, Zusammenhänge zu verstehen, Symptome einzuordnen und Schritte zu finden, die innerlich wirklich gut tun und langfristige Veränderung ermöglichen. Für welche Menschen oder Lebenssituationen kann ein traumasensibles, somatisch orientiertes Arbeiten besonders hilfreich sein? Ein traumasensibles, somatisch orientiertes Coaching kann besonders dann wertvoll sein, wenn Menschen merken, dass herkömmliche Wege sie nicht wirklich weiterbringen – egal ob sie schon vieles ausprobiert haben oder gerade erst beginnen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Oft sitzt unverarbeiteter Stress im Körper, und auf rein kognitiver Ebene lässt sich dann nur begrenzt Veränderung erreichen. Hilfreich kann dieser Ansatz vor allem in Lebenssituationen sein, in denen sich alte Muster wiederholen, Beziehungen an bestimmten Punkten ins Stocken geraten oder es schwerfällt, eigene Grenzen wahrzunehmen oder zu halten. Auch wenn der Körper zwischen Anspannung und Erschöpfung pendelt oder Gefühle schwer zugänglich, überwältigend oder kaum spürbar sind, kann eine somatisch orientierte Herangehensweise neue Türen öffnen. Viele Menschen tragen zugleich die Sehnsucht in sich, sich wieder klarer, lebendiger, verbundener und selbstbewusster zu erleben. Genau hier kann traumasensibles, körperbezogenes Coaching einen sanften, fundierten Zugang ermöglichen. Simone Back: Wege zu mehr Selbstregulation und innerer Ruhe Wie entsteht Selbstregulation im Körper – und welche Rolle spielen Atem, Wahrnehmung und sanfte Bewegung dabei? Für viele Menschen, die schwer zur Ruhe finden, kann Selbstregulation ein Wendepunkt sein. Es geht nicht darum, etwas „wegzumachen“, sondern dem Körper Räume zu geben, in denen er sich sicher fühlen darf – eine Empfindung, die von selbst entsteht, wenn das Nervensystem Halt und Orientierung im Hier und Jetzt findet. Besonders gut gelingt dies über die Wahrnehmung unserer Sinne. In meiner Arbeit lade ich Menschen ein, durch feine Impulse und achtsame Sinneswahrnehmung wieder mehr in ihrem Körper anzukommen. Das können Mikro-Bewegungen, ein tiefer Seufzer, das bewusste Wahrnehmen der eigenen Füße am Boden sowie sanfte Selbstberührungen oder – wenn stimmig – eine feine Berührung von mir sein. Auch ein Blick in den Raum oder das Hinwenden zu einem anderen Sinneskanal kann unterstützen Meist folgen kleine Momente des Nachspürens, in denen der Körper die neuen Erfahrungen integrieren kann. Spürbar wird dies durch einen tieferen Atem, nachlassende Spannung und ein Stück Erleichterung. Die Atmung spiegelt den inneren Zustand und wird freier, je mehr Sicherheit entsteht. Nach und nach entwickelt sich ein feineres Körperbewusstsein: angenehme Empfindungen werden deutlicher wahrnehmbar, und der Körper wird wieder zu einem sicheren, vertrauten Ort. Besonders Menschen, die in frühen Jahren wenig Unterstützung bei der Selbstberuhigung erfahren haben, profitieren von Co-Regulation – dem Halt eines regulierten Gegenübers. Solche Räume biete ich von Herzen an, damit Körper und Geist allmählich in Ruhe, Leichtigkeit und Klarheit kommen können. Was zeichnet FAMO® als faszienfokussierte Bewegungspraxis aus – und wie unterscheidet es sich von klassischen Trainings- oder Yogaformen? FAMO® (Fascial Movement) ist eine faszienfokussierte Bewegungspraxis, die Übungen aus Yoga und Pilates mit Erkenntnissen aus der Faszienforschung, der funktionalen Anatomie und den myofaszialen Meridianen verbindet. Ziel ist es, den gesamten Bewegungsapparat in ein ausgewogenes Zusammenspiel zu bringen, sodass Bewegung leichter, geschmeidiger und ökonomischer wird – und sich der Körper wieder so anfühlt, wie er gedacht ist: aufrecht, entspannt und frei von unnötigen Spannungen. Für mich persönlich ist FAMO® die Praxis, nach der ich lange gesucht habe. Durch Überbeweglichkeit, eine angeborene Hüftdysplasie und wiederkehrende Schmerzen habe ich früh erlebt, dass herkömmliche Ansätze meine Bedürfnisse nicht ausreichend abholen konnten. FAMO® hat mir gezeigt, wie tiefgreifend sich Körpermuster verändern können, wenn die Spannungsverhältnisse von Muskel- und Fasziengewebe in einen ausgewogenen Dialog kommen. Es ist eine bewusste, abwechslungsreiche und zugleich tief wirksame Form der Bewegung, die Menschen ein neues, verfeinertes Körpergefühl eröffnen kann. Viele beschreiben nach einer Einheit, dass sie sich entspannter, lebendiger und auf wohltuende Weise „bei sich“ fühlen. Und mich berührt immer wieder, wie sich diese innere Veränderung im Außen zeigt – in entspannter Aufrichtung, mehr Leichtigkeit im Ausdruck und einem Strahlen, das von innen kommt. Viele Menschen erleben, dass sie „im Kopf“ feststecken oder sich von ihrem Körper abgetrennt fühlen. Wie hilft die Kombination aus somatischer Arbeit, FAMO® und psychosozialer Beratung dabei, wieder ein Gefühl von Verbundenheit zu entwickeln? Viele Menschen verlieren den Zugang zu ihrem Körper, weil Anspannung, alte Muster oder Überforderung sie mehr in den Kopf ziehen. Bewusste, abwechslungsreiche Bewegung – wie FAMO® – schafft hier eine wertvolle Basis: Durch präzise, achtsame Ausführung werden Bewegungsrezeptoren aktiviert und die Faszien als unser größtes Sinnesorgan belebt. So wird der Körper wieder als wach, tragfähig und lebendig erfahrbar – und das bringt ganz natürlich ins Hier und Jetzt. Im traumasensiblen, somatischen Coaching ist Selbstregulation der Schlüssel, um den inneren Spürraum allmählich zu erweitern. Menschen, die „unterhalb des Kopfes wenig spüren“, finden behutsam wieder Zugang zu ihren inneren Empfindungen. Dadurch können Bedürfnisse klarer wahrgenommen und alte Muster aus einer inneren Beobachterrolle im eigenen Tempo durch neue, nährende Erfahrungen verändert werden. Dieser Prozess führt zurück zu innerer Verbundenheit – und in gelebte Selbstwirksamkeit, die sich auch in unseren Beziehungen bemerkbar macht. Über Simone Back: Ich unterstütze Menschen dabei, mehr in ihrem Körper anzukommen, ihre innere Balance zu finden und die eigene Körperwahrnehmung zu verfeinern – achtsam, ressourcenorientiert und mit viel Feingespür. Website Facebook Comments Box Share
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