Interview

Jürgen Kranabetter: Tanzen als Lebensfreude – Wie er die Tanzschule Schwebach neu gedacht hat

Was als Einladung zum Mithelfen begann, wurde für Jürgen Kranabetter zur Berufung: Aus der Begeisterung für das Unterrichten und der Freude am Tanzen entstand über die Jahre ein völlig neues Unterrichtskonzept – entspannt, menschlich und flexibel. Heute ist die Tanzschule Schwebach weit mehr als ein Ort für Tanzkurse. Sie ist ein Raum für Begegnung, Bewegung und gemeinsames Erleben – analog wie digital.

Im Interview spricht Jürgen Kranabetter über den Ursprung seiner Idee, den Wandel im Tanzunterricht und warum jeder Mensch tanzen kann – wenn man ihn lässt.

Jürgen Kranabetter im Interview

Jürgen Kranabetter tanzschule

Wie entstand ursprünglich die Idee, eine eigene Tanzschule zu gründen – und was hat Sie damals dazu inspiriert?

Vor über 20 Jahren hat mich der damalige Inhaber, Johann Schwebach, gefragt, ob meine Frau und ich gemeinsam in seiner Tanzschule mitarbeiten wollen. Schon von Anfang an hat mich das Unterrichten und vor allem die Freude, die unsere Gäste im Tanzsaal ausstrahlen, total begeistert.

Im Vergleich zu meinem Bürojob in der IT war die Arbeit mit Menschen und der direkte Kontakt einfach etwas ganz Neues und Spannendes für mich. So hat sich recht schnell der Wunsch entwickelt, irgendwann mal eine eigene Tanzschule zu eröffnen.

Was macht Ihre Tanzschule Schwebach heute besonders und unterscheidet sie von anderen Tanzschulen in Wien und St. Pölten?

Die Tanzschule Schwebach zeichnet sich vor allem durch ihre entspannte und zwanglose Unterrichtsatmosphäre aus.

Unsere Gäste genießen maximale Flexibilität: Jede Kursstufe kann ganz individuell – und je nach zeitlichen Möglichkeiten – an bis zu fünf verschiedenen Terminen pro Woche besucht werden, gerne auch mehrmals.

Im Mittelpunkt unseres Unterrichts steht die Harmonie innerhalb des Tanzpaares. Unsere Gäste wählen ihre Kursstufe und das gewünschte Schwierigkeitsniveau völlig frei. Dabei gilt als Vorgabe für die Gäste: Wenn der Gast beim Verlassen der Tanzschule glücklicher ist als beim Ankommen war die Kursstufe richtig.

Wir setzen bewusst auf eine tanzfreudige Umgebung ohne Leistungsdruck oder Prüfungsstress. Zudem besteht der Unterricht zu mindestens 50 % aus Musik, um ausreichend Zeit zum Üben und Verinnerlichen der erlernten Elemente zu bieten.

Und a pro pos Musik: In der Tanzschule Schwebach gibt es überwiegend echte Musik, also Musik die aktuell auch im Radio läuft. Statt Tanzorchestermusik, die Covers guter Songs auf Rhythmus und Geschwindigkeit adaptiert, spielen wir die Originale und unterrichten die Tänze in der Art, dass sie zur Musik passen.

Tanzen soll ja nicht nur in der Tanzschule sondern überall wo gute Musik läuft passieren können!

Sie bieten ein sehr flexibles Kurssystem und individuelles Lernen an. Wie ist dieses Konzept entstanden und welche Vorteile bringt es aus Ihrer Sicht?

Wer bis in die späten 1990er-Jahre einen klassischen Tanzkurs besucht hat, erinnert sich vermutlich an einige unangenehme Situationen – viele davon führten nicht selten zu Stress oder kleinen Auseinandersetzungen zwischen Tanzpaaren.

Auch ich selbst erinnere mich gut an meine ersten Kurse: Die Männer mussten sich auf einer Seite des Saals aufstellen, die Damen gegenüber. Jeder lernte seine Schritte zunächst allein – ohne Partnerbezug.

Wir Männer hatten oft das Gefühl, von den Damen kritisch beobachtet und sogar belächelt zu werden, weil wir die Schritte nicht so schnell beherrschten.

Hinzu kam die Überforderung durch zu viele neue Figuren in zu kurzer Zeit. Ich konnte mir kaum etwas merken – meine Frau schon, was zu einem unausgesprochenen Vorwurf führte, ich hätte „schon wieder“ etwas vergessen. Und wenn man einmal ein oder zwei Einheiten versäumte, war man schnell ganz aus dem Konzept.

Am Ende der zwölf Wochen stand man vor der Entscheidung: die Kursstufe wiederholen (während die Freunde bereits weiterzogen) oder doch in die nächste Stufe aufsteigen – mit dem Risiko, noch weniger mitzukommen. Der Frust war vorprogrammiert.

Diese Erfahrungen waren für uns in der Tanzschule Schwebach der Auslöser, unser Unterrichtskonzept grundlegend zu überdenken. Bereits vor fast 20 Jahren haben wir die Struktur unserer Kurse komplett neu gestaltet:

  • Unterricht im Paar: Bei uns lernen die Gäste von Anfang an gemeinsam im Paar – mit Fokus auf Führen und Spüren statt isoliertem Schrittezählen.
  • Kleine, lernfreundliche Einheiten: Die Kursinhalte wurden in kurze, leicht verständliche Elemente unterteilt. So müssen keine langen Figurenfolgen auswendig gelernt werden. Wer möchte, kann einzelne Elemente später zu längeren Kombinationen zusammenfügen.
  • Praxisorientierte Kursstufen: Komplexere Inhalte werden erst vermittelt, wenn ausreichend Tanzerfahrung vorhanden ist – das steigert den Lernerfolg und senkt den Frust.
  • Eigenes Lerntempo: Unsere Gäste entscheiden selbst, wie lange sie in einer Kursstufe bleiben möchten. Viele Paare tanzen beispielsweise seit Jahren auf Silber- oder Goldniveau, weil sie sich dort wohlfühlen.
  • Transparenter Bewegungsplan: Über die Schwebach-App erhalten unsere Gäste eine detaillierte Übersicht, welche Tänze und Figuren in welcher Woche unterrichtet werden. So kann jeder individuell auswählen, wann und was er oder sie lernen möchte.

Das Ergebnis: Ein Tanzkurs, der Freude macht, stressfrei ist und auf die Bedürfnisse unserer Gäste eingeht – ganz ohne Leistungsdruck – so verstehen wir entspanntes Tanzen!

Jürgen Kranabetter: Das Tanzwohnzimmer – Tanzen, wann und wo man will

Jürgen Kranabetter tanzschule schwebach

Mit ihrem „Tanzwohnzimmer“ ermöglichen Sie auch Online-Kurse. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht und wie wird dieses Angebot angenommen?

Das „Tanzwohnzimmer“ ist eine Idee, die aus der Not geboren wurde. Als während der Pandemie der Präsenzunterricht plötzlich nicht mehr möglich war, haben wir gleich am ersten Tag des Lockdowns reagiert und das Tanzwohnzimmer ins Leben gerufen.

Mithilfe zahlreicher technischer Fortbildungen und gezielter Investitionen ist es uns gelungen, Tanzkurse in Echtzeit – und in ausgezeichneter Qualität – hybrid zu unterrichten.

Das bedeutet konkret: Eine Kamera ist zentral im Tanzsaal platziert und wird wie ein zusätzliches Tanzpaar in den Unterricht eingebunden. So können unsere Gäste von überall aus – egal ob zuhause, auf Reisen oder am Arbeitsplatz – live am Kurs teilnehmen oder sich die Aufzeichnung zu einem späteren Zeitpunkt ansehen.

Dieses Angebot wird von ganz unterschiedlichen Menschen begeistert angenommen:

  • Personen, deren nächste Tanzschule zu weit entfernt ist
  • Menschen im Schichtdienst oder mit unregelmäßigen Arbeitszeiten
  • Eltern kleiner Kinder oder Angehörige pflegender Personen
  • Menschen, die aus gesundheitlichen oder witterungsbedingten Gründen nicht regelmäßig anreisen können
  • Geschäftsreisende oder Vielreisende, die ortsunabhängig lernen möchten

Durch das Tanzwohnzimmer ermöglichen wir es all diesen Gruppen, trotzdem regelmäßig zu tanzen – flexibel, individuell und ganz ohne Fixtermin.

Darüber hinaus nutzen wir unser technisches Know-how inzwischen auch für ein weiteres Angebot: unsere Erinnerungsvideos. Alle Kursinhalte stehen unseren Abonnent:innen in kurzen, übersichtlichen Clips zur Verfügung – einmal erklärt und einmal mit Musik vorgetanzt.

So kann man jederzeit und überall nachsehen, wie ein bestimmter Einstieg, Ausgang oder Übergang funktioniert. Das reduziert Frustration, wenn man sich mal an eine Bewegung nicht mehr genau erinnert – und erleichtert das Üben enorm.

Gerade für Männer ist das ein echter Bonus: Während die Tanzpartnerin sich noch den letzten Schliff gibt, kann er bequem im Video nachsehen, wie die Figur nochmal genau ging. So wird jeder Mann auf der Tanzfläche zum Helden – und das Vergessen der Schrittfolge von letzter Woche gehört endgültig der Vergangenheit an.

Welchen Stellenwert haben Gemeinschaft und persönlicher Austausch in Ihren Kursen – gerade in einer Zeit, in der vieles digital stattfindet?

Gemeinschaft und persönlicher Austausch haben in der Tanzschule Schwebach einen sehr hohen Stellenwert

– sie sind für uns zentrale Bestandteile eines erfüllenden Tanzerlebnisses. Gerade in einer zunehmend digitalen Welt schaffen wir bewusst Raum für Begegnung und persönliche Verbindung.

Ein schönes Beispiel dafür ist unser Tanzcafé:

In Wien steht dafür ein eigener Tanzsaal zur Verfügung – ohne Unterricht, aber mit laufender Musik in angenehmer Lautstärke. Hier können unsere Gäste tanzen, sich entspannt bei einem Kaffee oder einem Glas Wein unterhalten oder einfach die gemeinsame Zeit genießen. Wer tanzen möchte, nimmt den Partner in den Arm und legt los.

Wer lieber nur plaudern will, bleibt sitzen und genießt die Atmosphäre. Sobald der eigene Kurs beginnt, wechselt man einfach in den Unterrichtssaal – und kommt danach wieder ins Tanzcafé zurück. Auch Gäste, die keinen Kurs besuchen, sind hier herzlich willkommen.

In St. Pölten ist das Tanzcafé in den Lounge-Bereich des Tanzsaals integriert. Auch hier trifft man sich vor oder nach dem Kurs, kann dem Unterricht anderer Paare zusehen oder sich mit Freunden austauschen.

Das funktioniert wunderbar, weil alle aufeinander Rücksicht nehmen – die Lautstärke im Unterricht wie im Gespräch ist angenehm abgestimmt und erlaubt beides gleichzeitig: konzentriertes Lernen und entspanntes Miteinander.

Diese gelebte Gemeinschaft macht für viele unserer Gäste den besonderen Charme der Tanzschule Schwebach aus. Viele fühlen sich als Teil einer großen „Schwebach-Familie“. In den Kursen und bei unseren regelmäßig stattfindenden Tanzabenden treffen sie immer wieder auf vertraute Gesichter und liebgewonnene Freunde. Das stärkt nicht nur die Freude am Tanzen, sondern auch das Gefühl, am richtigen Ort zu sein.

Welche Werte oder Botschaften möchten Sie den Menschen durch das Tanzen in Ihrer Tanzschule vermitteln?

Es gibt zwei zentrale Botschaften, die wir unseren Gästen in der Tanzschule Schwebach mitgeben möchten:

1. Jeder Mensch hat das Recht zu tanzen – und jeder kann tanzen!

Oft hören wir von Menschen, sie hätten kein Talent, kein Rhythmusgefühl oder seien einfach „nicht fürs Tanzen gemacht“. Doch genau hier setzen wir an: Unsere Kursinhalte sind so gestaltet, dass wirklich jede und jeder tanzen kann – unabhängig von Alter, Erfahrung oder motorischen Fähigkeiten.

Tanzen bedeutet für uns nicht, perfekte Schritte zu reproduzieren, sondern sich gemeinsam zur Musik zu bewegen – individuell, im eigenen Stil, im eigenen Tempo. Es geht darum, die Musik auf die persönliche Weise zu interpretieren – und darin liegt die wahre Schönheit des Tanzens.

2. Jeder Tanz beginnt mit einer Umarmung.

Für uns steht die Paarharmonie im Mittelpunkt. Nicht die Anzahl der erlernten Figuren oder technische Perfektion zählen, sondern das gemeinsame Erleben. Eine liebevolle Umarmung, ein achtsames Miteinander auf der Tanzfläche – das ist der wahre Schlüssel zum tänzerischen Erfolg.

Tanzen ist für viele Paare eine besondere Zeit zu zweit, ein Ausbrechen aus dem oft stressigen Alltag voller Termine und Erwartungen. In unserer Tanzschule möchten wir einen Ort schaffen, an dem man abschalten, loslassen und sich ganz auf den Partner und die Musik einlassen kann.

Ein gelungener Tanzabend bedeutet für uns nicht Leistung, sondern gemeinsame Lebensfreude – das ist es, was wir unseren Gästen mitgeben wollen.

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