Von NOE 1 Redaktion - Sabrina Teilen Teilen Es ist selten, dass ein politischer Vorschlag gleich mehrere Fassaden auf einmal zum Bröckeln bringt. Doch genau das passiert gerade in Österreich, wo die geplante Steuerreform für Glücksspielanbieter nicht nur für Stirnrunzeln sorgt, sondern regelrecht Alarm auslöst. Contents hide 1 Ein Überblick über die geplante Steuerreform 2 Die Reaktionen aus der Branche sind eindeutig 3 Ein Blick auf das österreichische Glücksspielsystem 4 Szenarien für einen liberalisierten Markt 5 Der Spielerschutz im Spannungsfeld von Regulierung und Marktöffnung 6 Wo Österreich noch hinterherhinkt 7 Mehr Einnahmen für den Staat oder mehr Schattenwirtschaft? 8 Ein Markt zwischen Umbruch und Unsicherheit Zwischen dem Ruf nach fairer Marktordnung, dem Drängen auf höhere Steuereinnahmen und der Angst vor einem wirtschaftlichen Aderlass entsteht ein Spannungsfeld, das kaum jemanden kalt lässt. Denn hier geht es nicht nur um Zahlen auf dem Papier, sondern um ein milliardenschweres System mit historisch gewachsenen Strukturen, politischen Interessen und einer ganzen Industrie, die sich plötzlich mit dem Rücken zur Wand sieht. Ein Überblick über die geplante Steuerreform Konkret geht es um eine geplante Erhöhung der Glücksspielabgabe um zehn Prozentpunkte. Ein Schritt, der laut Regierung längst überfällig sei. Auch die Wettgebühr auf Sportwetten steht zur Disposition. Die Begründung klingt zunächst logisch: Die Branche verzeichnet hohe Umsätze, also sollte sie auch einen angemessenen Beitrag zur Sanierung des Staatshaushalts leisten. Laut ersten Berechnungen verspricht man sich daraus ein sattes Plus in der Staatskasse, irgendwo im Bereich mehrerer hundert Millionen Euro pro Jahr. Eine stolze Summe, besonders in Zeiten, in denen jeder Euro dreimal umgedreht wird. Betroffen wären nicht nur große Player wie die Casinos Austria, sondern auch kleinere Betreiber und, sofern technisch umsetzbar, ausländische Anbieter, die in Österreich Geld verdienen, ohne hier physisch präsent zu sein. Die geplante Reform schert also nicht zwischen Konzern und Nischenanbieter, sondern greift breitflächig an. Was für das Finanzministerium nach Verteilungsgerechtigkeit klingt, wird in der Branche als existenzielle Bedrohung wahrgenommen. Die Reaktionen aus der Branche sind eindeutig Die Reaktion der Casinos Austria ließ nicht lange auf sich warten. In einem offiziellen Schreiben, das man fast als Brandbrief bezeichnen könnte, warnte das Unternehmen vor einem wirtschaftlichen Kahlschlag. Die Botschaft war klar: Sollte die Reform in dieser Form kommen, drohen Standortschließungen, Stellenabbau und ein Rückbau des Angebots. Insbesondere Standorte in strukturschwachen Regionen stünden zur Disposition, mit allen Folgen für lokale Arbeitsplätze und das kulturelle Angebot. Aber auch aus dem Lager der Online-Glücksspielanbieter wird Kritik laut. Der Verband OVWG, der sich für faire Marktbedingungen stark macht, sieht in der Steuerreform eine Chance. Allerdings nur, wenn sie mit einer grundlegenden Neuordnung des Marktes einhergeht. Denn derzeit herrsche ein System vor, das einseitig sei und vor allem den etablierten Monopolisten begünstige. Viele ausländische Anbieter, so der Vorwurf, würden zwar bereits Steuern in Österreich abführen, hätten aber keinen Zugang zum offiziellen Lizenzsystem. Von einem fairen Wettbewerb könne da kaum die Rede sein. In der Summe entsteht ein Bild, das weniger nach wohldosierter Reform, sondern eher nach einem politischen Schnellschuss aussieht. Einer, der viele trifft, aber nicht zwingend die Richtigen. Ein Blick auf das österreichische Glücksspielsystem Das österreichische Glücksspielmonopol ist ein alter Bekannter in der europäischen Regulierungslandschaft. Es wurde einst ins Leben gerufen, um die Spielsucht einzudämmen und die Branche unter staatlicher Kontrolle zu halten. Und tatsächlich: Die Casinos Austria verfügen bis heute über die einzige nationale Lizenz für Online-Glücksspiel. Ein Monopol, das politisch abgesichert, wirtschaftlich mächtig und juristisch umstritten ist. Denn die EU sieht das mit dem Monopol ein wenig anders. Das Prinzip des freien Binnenmarkts fordert diskriminierungsfreien Zugang und genau den gibt es in Österreich bislang nicht. Anbieter aus dem Ausland, selbst wenn sie sich gesetzestreu verhalten, haben im Grunde keine Chance, in den offiziellen Markt einzutreten. Der Ruf nach einem Lizenzsystem nach dänischem Vorbild wird deshalb immer lauter. Ein Modell, das den Markt öffnet, klare Bedingungen schafft und gleichzeitig Spielerschutz gewährleistet. Die Gretchenfrage lautet also: Wie lange kann sich Österreich noch auf dieses Monopol stützen, ohne in einen offenen Konflikt mit Brüssel zu geraten? Szenarien für einen liberalisierten Markt Ein Ende des Monopols würde den Markt schlagartig verändern. Private Anbieter könnten legal auftreten, sofern sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Denkbar wären nationale Lizenzen, gekoppelt an technische Mindeststandards und Kontrollmechanismen wie zentrale Sperrdateien. Der Wettbewerb würde sich beleben, neue Anbieter könnten Innovationen einbringen und bestehende Unternehmen wie die Casinos Austria müssten sich neu erfinden. Doch mit der Freiheit kommt die Verantwortung. Ein liberalisierter Markt funktioniert nur, wenn der Staat zugleich die Instrumente hat, ihn zu kontrollieren. Dazu gehören nicht nur rechtliche Regelungen, sondern auch technische Ressourcen, um etwa ausländische Server zu überprüfen oder Zahlungsverkehre nachzuvollziehen. Ohne diese Kontrolle würde die Öffnung zur Einladung für schwarze Schafe, die lieber im Nebel operieren. Gleichzeitig bietet ein Lizenzsystem auch die Chance, neue Einnahmequellen zu erschließen, die bislang an Österreich vorbeigehen. Voraussetzung: Der Staat zieht alle Register und denkt nicht nur an die Steuerhöhe, sondern an ein durchdachtes System. Der Spielerschutz im Spannungsfeld von Regulierung und Marktöffnung Kaum ein Argument wird so häufig bemüht wie der Spielerschutz. Befürworter des Monopols führen ihn als oberstes Gebot ins Feld. Und ja, ein staatlicher Anbieter kann Schutzmechanismen leichter zentral umsetzen: Verlustlimits, Identitätsprüfungen, Sperrdateien. Alles wichtig, alles sinnvoll. Doch auch private Anbieter können solchen Standards gerecht werden, wenn sie gesetzlich dazu verpflichtet werden. Länder wie Dänemark oder Schweden zeigen, dass sich Regulierung und Wettbewerb nicht ausschließen. Dort sind Anbieter an zentrale Systeme angebunden, die auffälliges Spielverhalten erkennen und automatisch intervenieren. In Österreich hingegen besteht die Gefahr, dass Spieler zu ausländischen Angeboten abwandern, wenn der heimische Markt unattraktiv oder überreguliert wird. Dort aber greift kein Schutz und genau das ist das Risiko. Es wäre also falsch, den Spielerschutz ausschließlich am Monopol festzumachen. Entscheidend ist die Qualität der Regulierung, nicht die Anzahl der Anbieter. Wo Österreich noch hinterherhinkt Ein weiterer Zankapfel ist die rechtliche Einstufung von Sportwetten. In Österreich gelten sie offiziell nicht als Glücksspiel, sondern als Geschicklichkeitsspiel. Das klingt erstmal harmlos, führt aber zu einer regulatorischen Wildnis. Statt klarer Regeln gibt es ein Flickwerk aus Landesgenehmigungen, unkoordinierten Zuständigkeiten und offenen Fragen. Besonders im Online-Bereich wird das zum Problem. Anbieter sitzen im Ausland, richten sich aber gezielt an österreichische Spieler. Technisch ist das schwer zu kontrollieren, rechtlich noch schwerer. Viele Anbieter zahlen zwar brav Steuern in Österreich, bewegen sich aber gleichzeitig in einer Grauzone, was die Lizenzierung betrifft. Gleichzeitig gibt es nur einen einzigen offiziell lizenzierten Online-Anbieter: Win2Day, betrieben von Casinos Austria. Dass der Markt trotzdem voll ist, zeigt, wie groß der Nachholbedarf bei der Gesetzgebung ist. Wer sich einen Überblick über die Vielzahl an Online-Casino-Anbietern und deren Zugehörigkeit zu Konzernen oder Gruppen verschaffen möchte, wird auf einer Plattform fündig, die solche Strukturen aufschlüsselt. Detaillierte Informationen über Konzernverflechtungen und Anbietercluster findet man bei Casino Groups. Die geplante Steuerreform könnte der Anstoß sein, hier endlich aufzuräumen. Es wäre höchste Zeit. Mehr Einnahmen für den Staat oder mehr Schattenwirtschaft? Die Rechnung ist einfach: Höhere Steuern bringen mehr Geld. Doch in der Praxis funktioniert das nur, wenn die Zahler im Land bleiben. Wird die Belastung zu hoch, könnten sich Anbieter ins Ausland verabschieden, oder sich gleich dem illegalen Markt zuwenden. Dann bleibt nicht nur das Geld aus, sondern auch jede Form von Kontrolle. Gerade im Online-Bereich ist der Sprung in die Schattenwirtschaft klein. Ein Server im Ausland, ein Anbieter ohne Lizenz, ein Zahlungsdienstleister, der nicht fragt, schon ist die Kontrolle dahin. Die Folge: Mehr Risiko für Spieler, weniger Einnahmen für den Staat und ein System, das auf dem Papier gut aussieht, in der Realität aber versagt. Will der Staat tatsächlich profitieren, braucht es mehr als höhere Steuersätze. Es braucht ein durchdachtes System, das attraktiv genug ist, um legale Anbieter im Land zu halten. Ein Markt zwischen Umbruch und Unsicherheit Die geplante Steuerreform bringt Bewegung in ein System, das lange Zeit unangetastet geblieben ist. Und das ist zunächst nichts Schlechtes. Doch ohne ein klares Konzept für die Zukunft droht die Reform mehr Schaden anzurichten als Nutzen zu stiften. Der österreichische Glücksspielmarkt steht an einem Wendepunkt. Bleibt es bei höheren Abgaben ohne strukturelle Erneuerung, droht der Rückzug der Branche. Öffnet man den Markt ohne Kontrolle, droht Wildwuchs. Was es braucht, ist kein hektisches Drehen an der Steuerschraube, sondern eine grundlegende, kluge Neuordnung. Eine, die Spielerschutz ernst nimmt, Marktteilnehmer gleich behandelt und den Staat nicht nur als Kassenwart, sondern als Gestalter begreift. Denn eins ist sicher: Ein System, das auf Sand gebaut ist, lässt sich nicht mit Geld verstärken. Sondern nur mit einem klaren Plan. Facebook Comments Box Share
Freche Guten Morgen Grüße nach dem Aufstehen – So startest du frech, witzig und mit bester Laune in den Tag!
Wahlkarte beantragen: Dein Guide für flexibles Wählen NOE 1 Redaktion - Dragana15. Juli 2025 Wirtschaft
Daten, Deals und digitale Welten – Wie Bonusprogramme Plattformen prägen NOE 1 Redaktion - Sabrina14. Juli 2025 Wirtschaft
Schmales Esszimmer einrichten: Die besten Tipps für mehr Stil und Raumgefühl NOE 1 Redaktion - Sabrina11. Juli 2025 Inspiration